12. November 2023 / Autor: / Kategorie: Herren 1, Spielberichte

Die SG Kempten-Kottern verliert das Derby in Waltenhofen mit 29:27.

Die SG´ler thronten bis zu diesem Spieltag punktverlustfrei an der Tabellenspitze der Bezirksoberliga Alpenvorland. Besonders in den letzten Wochen gelangen den jungen Allgäuern zum Teil deutlich Siege gegen vermeintlich stark einzuschätzende Gegner. Demnach konnten die Illerstädter eigentlich mit ganz viel Selbstvertrauen die kurze Reise nach Waltenhofen antreten. Auch personell hatte Zoltan Sellei dieses Mal einen voll besetzten Kader. Lediglich auf die drei Langzeitverletzten Felix Hofele, Jannik Merfels und Patrick Schmutz und den angeschlagenen Frieder Mari musste er verzichten. Diese Ausfälle konnte man bisher durch einige A-Jugend-Talente jedoch stets gut kompensieren. Dennoch ahnten die Kemptener, dass das Spiel in Waltenhofen ein ganz schwerer Brocken sein wird. Gegen körperlich robuste Mannschaften wie Waltenhofen, die zudem noch ohne das allseits geliebte Hartz spielen, taten sich die technisch versierten Akteure der SG in der Vergangenheit oft schwer. Dazu kommt, dass auch die Hausherren in den vergangenen Wochen eine beachtliche Erfolgsserie aufbauen konnten und ebenfalls mit einer Menge Selbstvertrauen in das Derby gehen konnten. Dieses Selbstvertrauen brachten sie auch von Beginn an aufs Feld, während man den Blau-Roten zum ersten Mal in dieser Spielzeit ansehen konnte, dass die gewohnte Lockerheit fehlt. Dies führte zu vielen unüberlegten Abschlüssen und individuellen technischen Fehlern, die sofort gnadenlos bestraft wurden. Nach fünf Minuten lagen die Waltenhofener bereits mit 4:1 in Führung und dies half natürlich nicht, das bereits angespannte Nervenkostüm der Gäste zu beruhigen. Ganz im Gegenteil. Langsam bekamen die Illerstädter zwar nun ihren Defensivverbund etwas besser koordiniert und zwangen die Hausherren zumindest dazu, längere Positionsangriffe zu spielen. Damit taten sie sich zwar deutlich schwerer als mit dem reinen Tempospiel, fanden aber doch regelmäßig Abschlüsse über die Außenspieler oder den Kreis. Vorne fand die SG nach wie vor keine sinnvolle Lösung gegen die sehr tief stehende und körperlich deutlich überlegene Waltenhofener. Die hart erkämpften Wurfmöglichkeiten wurden dann auch noch oft kläglich vergeben. Zum Glück für die Kemptener führte die doch relativ harte Gangart der gegnerischen Abwehr aber immer wieder zu Strafwürfen, die zunächst sicher verwandelt werden konnten. Es entwickelte sich in der Folgephase ein technisch ziemlich unterdurchschnittliches Handballspiel mit vielen Fehlwürfen auf beiden Seiten. Aber zumindest ergebnistechnisch konnten sich die Blau-Roten wieder Stück für Stück heranarbeiten und in der 20. Minute zum 9:9 ausgleichen. Doch anstatt, dass diese kleine Aufholjagd Auftrieb gab, fiel die SG nun wieder mehr in die Muster aus den Anfangsminuten zurück. Das schnelle Anspiel des Heimteams übertölpelte die Illerstädter mehrmals und sofort lagen sie wieder mit drei Treffern in Front. Diesen Vorsprung gaben sie bis zum Halbzeitpfiff beim Stand von 14:11 nicht mehr aus der Hand. Sellei hatte in der Kabine eine sichtlich verunsicherte Mannschaft vor sich, der bis hierhin lediglich sechs Treffer aus dem Spiel heraus gelang. Eigentlich musste man sich in allen Belangen deutlich steigern, wenn man hier doch noch die weiße Weste verteidigen wollte. Die richtigen Worte hierfür fand er aber scheinbar nicht, denn auch nach dem Wiederanpfiff sahen die zahlreichen Zuschauer aus beiden Fanlagern dasselbe Bild wie in Durchgang eins. Die SG´ler bissen sich die Zähne an der arrivierten Waltenhofener Defensive aus und jeder einzelne Treffer musste mit extrem viel Aufwand erkämpft werden. Die Hausherren hingegen forcierten weiterhin ihr schnelles Umschaltspiel, scheiterten aber zum Glück für die SG häufig im Positionsangriff. Dennoch konnten sie sich bis zur 42. Minute auf 21:16 absetzen. Der SG zugutehalten musste man immerhin, dass sie kämpferisch über die komplette Spielzeit voll dagegen gehalten haben und dieser Kampfgeist sollte sich in der folgenden Phase endlich auszahlen. Die beiden eingewechselten Abwehrspezialisten Philipp Schneider und Simon Pfeiffer brachten neuen Schwung und kurzzeitig taten sich auch vorne Lücken auf. Besonders A-Jugend-Talent Franz Schroeder zeichnete sich durch zwei anspruchsvolle Treffer von Linksaußen aus. Dieser kurze Zwischenspurt genügte, um in der 49. abermals auszugleichen, aber komplett kippen wollte das Momentum nicht, denn nun legte auch Waltenhofen offensiv wieder zu. Im Gleichschritt ging es in die absolute Crunch-Time, aber die Hausherren konnten stets vorlegen und der Druck lag somit immer auf Seiten der Kemptener. Man war fast schon dazu verdammt, in jedem Angriff zu treffen und genau damit hatten die Blau-Roten an diesem Abend ungewohnter Weise so große Probleme. Und das leider auch in den letzten Minuten. Die Hausherren setzen sich wieder auf zwei Treffer ab und gaben diesen Vorsprung bis zum Schlusspfiff des Unparteiischen-Gespanns nicht mehr aus der Hand. Während Waltenhofen den doch überraschenden 29:27-Derby-Sieg ausgiebig feierte, blickte man auf Seiten der SG in viel sehr enttäuschte und zum Teil ratlose Gesichter. Darunter auch Sellei: „Das ist eine Niederlage, die mit Blick auf die Tabelle richtig weh tut. Aber wenn man mal ehrlich ist, dann haben wir uns das heute selbst zuzuschreiben. Ich denke, man hat heute gesehen, dass wir alleine durch unsere technisch versierten Einzelkönner nicht automatisch gegen jeden Gegner in dieser Liga gewinnen können. Wir müssen im taktischen Bereich deutlich zulegen, um auch gegen einen handballerisch destruktiv und körperlich harten Gegner bestehen zu können. Waltenhofen war heute perfekt auf uns eingestellt und sowas Ähnliches wird uns mit Sicherheit auch noch das ein oder andere Mal in dieser Saison passieren. Für uns gilt es jetzt diese Niederlage ganz schnell abzuhaken und nächste Woche gegen Kaufbeuren wieder ein anderes Gesicht zu präsentieren.“

Für die SG spielten:

Max Beutlrock (TW), Simon von Rützen (TW), Philipp Schneider, Simon Bareth (13/7), Leo Steiner (1), Paul Poth (2), Tom Holzapfel, Daniel John (2), Franz Schroeder (2), Simon Pfeiffer, Manuel Müller, Benedikt Steil, Noah Huber (1), Lukas Bareth (6/3)



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