15. Januar 2023 / Autor: / Kategorie: Herren 1, Spielberichte

Die SG Kempten-Kottern setzt sich auswärts zum Jahresauftakt in einem absoluten Krimi mit 26:27 gegen die SG Kaufbeuren/Neugablonz durch.

In der Weihnachtspause haben die Kemptener konstant und hart trainiert und wollten sich für diesen Aufwand natürlich direkt belohnen. Doch mit den bis dahin in der eigenen Halle ungeschlagenen Kaufbeurern wartete eine ganz schwere Aufgabe. Dennoch war die Stimmung im Lager der Gäste sehr zuversichtlich. Mit einem vollen Kader und in nahezu Bestbesetzung traten sie die vergleichsweise kurze Reise an. Die Partie war wie erwartet von der ersten Sekunde an physisch geprägt. Bereits nach 35 Sekunden bekam der Kemptener Abwehrchef Felix Hofele die erste Zeitstrafe gegen sich gepfiffen. Doch im Gegensatz zu einigen anderen Spielen in dieser Saison, ließ sich die junge Truppe aus Kempten durch die harte Gangart dieses Mal nicht verunsichern und konzentrierte sich konstant auf das eigene Spiel. Besonders in der Abwehr zeigten die Illerstädter in der ersten Halbzeit endlich mal wieder ihr volles Potenzial. Neuzugang Jesse Corpus integrierte sich von Beginn an bestens in den Abwehrverbund und stellte die gegnerischen Spieler zusammen mit seinen Nebenleuten oft vor Probleme. Die Kaufbeurer wurden früh attackiert, der Innenblock stand zuverlässig und auch Keeper Max Beutlrock konnte mehrmals sehenswert parieren. Überraschenderweise war die sonst so gefährliche und treffsichere Offensive heute das große Manko. Reihenweise freie Würfe vom Kreis oder von Außen wurden zum Teil komplett unnötig und leichtfertig vergeben. Dies verhinderte, dass sich die Gäste bereits früh deutlich absetzten konnten. Die Hausherren nahmen die Geschenke dankend an und konnten das Ergebnis bis zum Halbzeitpfiff dauerhaft offen halten. Beim Spielstand von 12:13 baten die beiden Unparteiischen die Mannschaften zum Pausentee. SG-Trainer Zoltan Sellei war sich bewusst, dass die Kaufbeurer sowohl spielerisch als auch kämpferisch nochmals einen Gang hochschalten können. Die Chancenverwertung müsse man demnach auf jeden Fall deutlich steigern, wenn man sich für den Einsatz im ersten Durchgang letztendlich belohnen will. Auch das Tempo im Umschaltspiel müsse noch höher werden. Den besseren Start nach Wiederanpfiff erwischten die Ostallgäuer. Prompt konnten sie das Spiel an sich reißen und sich mit dem Treffer zum 17:14 in der 39. Minute erstmals leicht absetzen. Die Abwehr der Blau-Roten stand nun nicht mehr so sattelfest. Immer wieder konnten die wurfgewaltigen gegnerischen Rückraumspieler nahezu unbedrängt einwerfen. Doch bevor das Spiel zu kippen drohte, konnten sich die Kemptener wieder auf ihr Tempospiel besinnen und hatten damit Erfolg. Innerhalb von fünf Minuten konnten sie den Rückstand egalisieren. Doch auch hierauf hatten die abgezockten Hausherren direkt eine Antwort. Sie legten erneut einen Zahn zu und stellten die 3-Tore-Führung wieder her. Die Illerstädter wollten abermals nicht aufstecken. Der eingewechselte Torhüter Jannik Merfels, der nach einem Kreuzbandriss sein Comeback feierte, entschärfte mehrere freie Würfe und ermöglichte seinen schnellen Teamkollegen durch schöne Gegenstoßpässe einfache Treffer zum erneuten Ausgleich. Gerade als das Momentum nun endgültig auf die Seite der Gäste zu kippen schien, erhielt ihr Abwehrhüne Philipp Schneider in der 56. Minute die glatt rote Karte nach einem (unabsichtlichen) Schlag ins Gesicht seines Gegenspielers. Auch das brachte die SG’ler aber nicht aus dem Konzept, sondern schien sie vielmehr weiter anzustacheln. Vier Minuten vor Ende stand es 24:24 und die Stimmung in der Halle war am Siedepunkt. Die SG aus Kempten legte den nächsten Treffer vor, aber die SG aus Kaufbeuren fand postwendend eine Antwort. 50 Sekunden vor Schluss gelang Daniel John, dem heute besten Torschützen, der Treffer zum 25:26. Doch auch das sollte noch nicht zum Sieg reichen. Kaufbeuren nahm etwas Zeit von der Uhr und glich Sekunden vor dem Ende durch ihren besten Akteur Niklas Klöck erneut aus. Die Kemptener schalteten ein letztes Mal blitzschnell. Felix Hofele schickte Marco Stahler direkt mit dem Anwurf auf die Reise. Dieser zog auf der rechten Seite konsequent in Richtung Tor und konnte eine Sekunde vor Ertönen der Schlusssirene nur durch ein Foul gestoppt werden. Folgerichtig gab es 7-Meter. A-Jugend-Talent Lukas Bareth übernahm die Verantwortung. Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt und natürlich hielt es jetzt niemanden mehr auf den Sitzen. Der 18-Jährige ließ sich davon jedoch scheinbar kein bisschen beeindrucken und netzte souverän ein. Wenige Sekunden später fand sich der Siegtorschütze am Boden unter einem Haufen seiner feiernden Mitspielern wieder. Der Jubel über den Sieg in letzter Sekunde war bei der Mannschaft und den zahlreichen mitgereisten Gästefans riesig. Auch Sellei war sichtlich angetan vom Spiel seiner Mannschaft und natürlich vor allem vom Ergebnis: „Ein ganz großes Kompliment an mein Team. Das war ein ganz hart erkämpfter, aber am Ende doch verdienter Sieg gegen einen richtig starken Gegner. Die ganze Arbeit in den letzten Wochen hat sich ausgezahlt. Für solche Momente wie heute lieben wir diesen Sport und ich bin mir sicher, dass wir daraus viel Motivation für die kommenden Aufgaben mitnehmen. Wenn wir jede Woche mit so einer Mentalität und mit so viel Leidenschaft auf dem Feld stehen, können wir jeden Gegner in der Liga ärgern.“ 

Für die SG spielten:

Max Beutlrock (TW), Jannik Merfels (TW), Jesse Corpus, Marco Stahler (1), Tobias Mertens, Daniel John (10), Felix Hofele (3), Franz Schroeder, Simon Pfeiffer, Manuel Müller (2), Simon Bareth (3), Lukas Bareth (7/2), Noah Huber (1), Philipp Schneider



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