05. März 2023 / Autor: / Kategorie: Herren 1, Spielberichte

Die SG Kempten-Kottern muss sich nach einem kuriosen Ende mit einem 31:31 bei der HSG Isar-Loisach begnügen.

Nach drei erfolglosen Spielen in Serie war der Sieg für die Kemptener eigentlich fast schon eine Pflicht, um sich von den Konkurrenten im Tabellenkeller abzusetzen, die seit einigen Wochen zunehmend punkten. Die Gastgeber aus Wolfratshausen hingegen konnten zuletzt eine kleine Siegesserie feiern und dabei sogar einen Achtungserfolg gegen den Tabellendritten aus Herrsching erringen. Das Hinspiel gewannen die Illerstädter im Oktober zwar souverän mit 30:21, aber allen Beteiligten war klar, dass das Rückspiel unter anderen Voraussetzungen stattfinden und deutlich umkämpfter werden würde. SG-Trainer Sellei konnte auf einen voll besetzten Kader zurückgreifen. Lediglich Torhüter Jannik Merfels fehlte aus privaten Gründen und Defensivspezialist Philipp Schneider musste kurzfristig verletzungsbedingt passen. Die Gäste aus dem Allgäu wussten, dass sie die deutlich schnellere Mannschaft sein würden und wollten von Beginn an ihr konsequentes Tempospiel präsentieren. Das funktionierte auch gut und schien die Oberbayern vor gewaltige Probleme zu stellen. Aus einer wachen Defensive heraus gelangen immer wieder Ballgewinne, die über Gegenstöße in der ersten oder zweiten Welle zu einfachen Toren umgemünzt werden konnten. Nach 13 gespielten Minuten stand es 3:10 und manch ein Zuschauer stellte sich wohl schon auf eine klare Angelegenheit ein. Doch mit der vermeintlich sicheren Führung schlichen sich nun zunehmend die Fehler und Nachlässigkeiten in das Spiel der Kemptener ein. Vorne häuften sich halbherzige Abschlüsse und technische Fehler. Isar-Loisach kam nun auch das nachlassende Tempo zugute. Im Positionsangriff fanden sie durch einfache Mittel die Lücken im Defensivverbund ihrer Kontrahenten und konnten im folgenden Spielabschnitt Tor um Tor verkürzen. In der 22. Spielminute stand es nun plötzlich wieder 8:10 und die Partie war vollkommen offen. Die Blau-Roten konnten ihr Offensivspiel nun wieder stabilisieren. Besonders der sonst eher in der Defensive glänzende Noah Huber übernahm in dieser Phase Verantwortung und konnte fünf sehenswerte Treffer von Rechtsaußen markieren. Letztendlich retteten sich die Illerstädter mit einer 3-Tore-Führung in die Halbzeitpause. Entscheidenden Anteil daran hatte über den kompletten ersten Durchgang hinweg vor allem ihr überragender Schlussmann Frieder Mari. Er konnte nicht nur reihenweise freie Würfe entschärfen, sondern er erzielte sogar selbst einen Treffer, als er seinen Gegenüber, der etwas weit vor seinem Gehäuse stand, mit einem gekonnten Wurf über das gesamte Spielfeld überwand. Dass sich seine Vorderleute aber deutlich steigern müssten, um am Ende auch als Sieger vom Platz zu gehen, wusste SG-Trainer Zoltan Sellei. In der Kabinenansprache appellierte er an seine Mannschaft, sich wieder auf die eigenen Stärken zu besinnen. Das Tempospiel aus der Anfangsviertelstunde hätte gezeigt, wie man hier heute konsequent Erfolg haben könne. Nach dem Wiederanpfiff konnte seine Mannschaft diese Vorgabe jedoch kaum umsetzen. Stattdessen entwickelte sich ein zunehmend physisch geprägter Schlagabtausch im Positionsangriff, bei dem die Gastgeber die körperliche Überlegenheit oft geschickt ausnutzen konnten. Die SG musste jeden einzelnen Treffer hart erarbeiten. Auf der anderen Seite fanden die Außenspieler der Oberbayern mehr und mehr in die Partie, kamen viel zu einfach in Abschlusssituationen und trafen fast ausnahmslos. Ergebnistechnisch marschierten die beiden Mannschaften während der gesamten zweiten Hälfte im Gleichschritt. Zwei Minuten vor dem Ende war der Ausgang beim Stand von 30:30 vollkommen offen. Den nächsten Treffer markierten die Hausherren 90 Sekunden vor dem Abpfiff. Die Kemptener benötigten ein schnelles Tor, wenn sie hier noch eine Chance auf den Sieg haben wollten. Der Angriff wurde jedoch immer wieder durch Stoppfouls unterbunden und letztendlich vergeben. Nun folgten kuriose Szenen. Da aufgrund technischer Fehler die Spielzeit nicht auf der Anzeigetafel in der Halle angezeigt werden konnte, wussten die beiden Mannschaften nicht, wie viele Sekunden noch genau zu spielen waren. Die SG’ler stellten auf eine offensive Manndeckung um und kamen tatsächlich nochmal in Ballbesitz, nachdem Felix Hofele einen Pass abfangen konnte. In der Annahme, dass nur noch wenige Sekunden Spielzeit verbleiben würden, wollte er das Spiel schnell machen und seinen Teamkollegen mit einem Gegenstoßpass frei in Richtung Tor schicken. Bei diesem Pass wurde er jedoch regelwidrig behindert. Zeitgleich ertönte der vermeintliche Schlusspfiff des Kampfgerichts. Das sah das Schiedsrichtergespann jedoch anders. Laut ihrer Uhr würden noch 30 Sekunden Spielzeit verbleiben. Es folgten einige Diskussionen über die genaue Regelauslegung. Im Raum standen das Spielende, eine rote Karte gegen die Hausherren sowie Strafwurf für die Gäste oder ein Freiwurf für Kempten bei noch 30 Sekunden Spielzeit. Schlussendlich entschied man sich für die letztgenannte Option. Diese Chance konnten die Allgäuer nutzen und erzielten durch Jesse Corpus immerhin noch den Ausgleichstreffer. Nach dem erneuten Abpfiff folgen selbstverständlich noch weitere Debatten aller Beteiligten und  so richtig freuen konnte sich über diesen Punkt zunächst auch niemand. „So eine Schlussphase habe ich noch nie erlebt, aber das haben wir uns am Ende auch einfach selbst zuzuschreiben. Wir sind exzellent ins Spiel gestartet, haben richtig tollen Handball gespielt und haben dann komplett unsere Linie verloren. Vor allem nach dem Seitenwechsel hat in unserer Defensive fast gar nichts mehr funktioniert, was wir in den letzten Wochen einstudiert haben. Nur wenn wir unseren schnellen Stil dauerhaft über 60 Minuten spielen, können wir in dieser Liga regelmäßig Erfolge feiern. Dafür müssen wir in den kommenden Wochen noch härter arbeiten“, so Sellei nach dem Spiel.

Für die SG spielten: 

Frieder Mari (TW, 1), Max Beutlrock (TW), Simon Bareth (10/6), Jesse Corpus (2), Leopold Widmer, Leo Steiner (1), Daniel John (5), Stefan Bielmeier, Franz Schroeder, Simon Pfeiffer, Manuel Müller, Felix Hofele, Noah Huber (5), Lukas Bareth (7), 



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